Einleitung
Die Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland am 1. April 2024 hat den Cannabis‑ und CBD‑Markt grundlegend verändert. Dieser Beitrag erklärt die neue Rechtslage, unterscheidet Medizinal‑ von Konsumcannabis und analysiert, wie sich Marktbedingungen und Verbraucherverhalten seither verändert haben. Ziel ist es, Händler und Kundinnen über Chancen und Pflichten aufzuklären.
Die neue Rechtslage – Konsumcannabisgesetz und Cannabisgesetz
Die Bundesregierung verfolgte mit dem Cannabisgesetz (CanG) das Ziel, Konsumentinnen zu schützen, den Schwarzmarkt einzudämmen und Prävention zu stärken (bundesgesundheitsministerium.de). Der Bundestag verabschiedete das Gesetz am 23. Februar 2024, der Bundesrat stimmte am 22. März zu (bundesgesundheitsministerium.de). Die meisten Regelungen traten am 1. April 2024 in Kraft, die Vorschriften für Anbauvereinigungen folgten am 1. Juli 2024, Löschungen im Register sollen am 1. Januar 2025 beginnen (bundesgesundheitsministerium.de).
Besitz und Konsum
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Erlaubte Mengen: Erwachsene dürfen bis zu 25 g Cannabis für den Eigenkonsum in der Öffentlichkeit besitzen. Im privaten Raum sind 50 g und der Anbau von bis zu drei Pflanzen zulässig (gesetze-im-internet.de).
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Schutz Minderjähriger: Der Konsum ist untersagt in Gegenwart von Minderjährigen sowie in Schulen, Spielplätzen, Jugendeinrichtungen und Sportstätten und im Umkreis von 100 m um diese Einrichtungen (gesetze-im-internet.de). Werbung und Sponsoring für Cannabis und Anbauvereinigungen sind verboten (gesetze-im-internet.de).
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Anbauvereinigungen: Vereine dürfen Cannabis anbauen und an Mitglieder abgeben. Ein Mitglied darf nur in einem Verein organisiert sein; pro Tag dürfen maximal 25 g, pro Monat 50 g an Mitglieder abgegeben werden; für 18–21‑Jährige gelten reduzierte Mengen (bundestag.de). Vereine dürfen höchstens 500 Mitglieder aufnehmen (bundestag.de.
Medizinal‑ versus Konsumcannabis
Der medizinische Bereich ist vom Konsumcannabisgesetz getrennt. Bereits seit 2017 können schwerkranke Personen Cannabis auf Rezept beziehen. Mit der Gesetzesreform wurde Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) gestrichen, das Medizinal‑Cannabisgesetz (MedCanG) regelt nun den Anbau für medizinische Zwecke separat. Cannabisarzneimittel bleiben verschreibungspflichtig und dürfen nur über Apotheken abgegeben werden (bundesgesundheitsministerium.de). Für Patientinnen ändert sich dadurch nichts: Eine ärztliche Verordnung ist weiterhin notwendig.
Auswirkungen auf den CBD‑Markt
Entstigmatisierung und neue Kundengruppen
Die Legalisierung senkt die Hürden für Cannabiskonsum. Viele Menschen nutzen CBD‑Produkte als Einstieg in das Thema oder suchen nach Alternativen zu THC. Das Gefühl der Sicherheit, legal einkaufen zu können, stärkt das Vertrauen in hochwertige, getestete CBD‑Produkte. Online‑Shops und stationäre Händler verzeichnen seither eine höhere Nachfrage, insbesondere nach Vollspektrum‑Ölen und CBD‑Kosmetik, die durch die Reform stärker ins Bewusstsein gerückt sind.
Rechtliche Chancen und Pflichten für Händler
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Produktkategorien klar trennen: Händler müssen unterscheiden zwischen CBD‑Ölen, die aus Nutzhanf stammen, und Produkten mit nennenswertem THC‑Gehalt. Nur Nutzhanfprodukte mit < 0,3 % THC (bzw. konform mit deutschen Grenzwerten) dürfen frei verkauft werden.
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Werbung vorsichtig gestalten: Werbung für Cannabis ist verboten. CBD‑Produkte dürfen dagegen beworben werden, solange keine gesundheitsbezogenen Heilsversprechen abgegeben werden. Rechtssichere Formulierungen betonen entspannende oder pflegende Eigenschaften ohne medizinische Zusagen.
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Vereinsmitgliedschaft als Wettbewerbsvorteil: Einzelne Shops könnten Kooperationsmodelle mit Anbauvereinigungen entwickeln. Dabei müssen strenge Mitgliedschafts‑ und Abgaberegeln eingehalten werden (Mengenbegrenzung, nur Mitgliederbelieferung).
Markttrends 2024/2025 im Kontext der Legalisierung
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Premiumisierung: Kundinnen legen verstärkt Wert auf Bio‑Qualität und Transparenz. Produkte mit zertifiziertem Anbau, klaren Laboranalysen und Rückverfolgbarkeit gewinnen an Bedeutung.
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Neue Darreichungsformen: Mit der wachsenden Offenheit für Cannabis experimentieren Hersteller mit wasserlöslichen CBD‑Formeln (Nanoemulsionen), Sprays oder Getränken, die eine bessere Bioverfügbarkeit versprechen.
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Hybrid‑Produkte: Die Grenze zwischen Genuss‑ und Gesundheitsmarkt verschwimmt. Kombiprodukte mit legalem THC‑Gehalt und hohem CBD‑Anteil könnten attraktiv sein, müssen aber die rechtlichen THC‑Grenzwerte einhalten.
Fazit
Die Teillegalisierung hat Deutschland zu einem der progressivsten europäischen Märkte für Cannabis gemacht. Für CBD‑Händler ergeben sich Chancen durch größere Zielgruppen und Premium‑Positionierung. Gleichzeitig erfordern komplexe Regeln eine sorgfältige Trennung zwischen Konsumcannabis, medizinischen Produkten und CBD‑Lifestyle‑Produkten. Informierte Kunden honorieren Transparenz, Qualität und verantwortungsvollen Umgang.

